Rundgang Teil 3 – 1. Obergeschoss (Zeitraum 1945 - Anfang 21. Jahrhundert)
Der Rundgang knüpft an den Ausgang des 2. Weltkriegs an und dokumentiert zunächst die Rolle der Schuhindustrie vor dem Hintergrund der Nachkriegsnöte bis hin zum Wirtschaftswunder und der Lebensfreude der 1950er und 1960er Jahre. Neben der Schuhproduktion erlangten der Schuhhandel und die Schuhvermarktung eine immer größere Bedeutung und der Weg der Schuhe von der Fabrik ins Ladengeschäft wird nachgezeichnet. Die boomende Schuhfabrikation – u. a. durch Akkordarbeit und Pendlerbewegungen gekennzeichnet – wird dem wohlgefälligen Schuhverkauf gegenübergestellt. Die Welt der Handelsreisenden und Schuhverkäufer, der Schuhgeschäfte und Ladeneinrichtungen wird dementsprechend illustriert und inszeniert.
Im Anschluss werden Firmen vorgestellt, die im Sortiment Kinderschuhe, Gesundheitsschuhe und Übergrößen eine besondere Bedeutung erlangt haben: ELEFANTEN, BERKEMANN, BIRKENSTOCK und WESSELS. Neben den Erfolgsgeschichten werden das Aufkommen der Konkurrenz aus Italien, der Strukturwandel und der internationale Wettbewerb der 1960er bis 1980er Jahre ausführlich beschrieben. Der Aufstieg und Niedergang einst bedeutender Unternehmen – Abriss, Leerstand und Umnutzung unzähliger ehemaliger Schuhfabriken – zeugen von dieser Entwicklung. Ausgewählte Schuhe und Relikte erinnern an die Glanzzeiten der Firmen HEINRICH BISSON, JULIUS BOCK, HENGEN, JOSEF KAISER, GEBR. KRATZ und JOHANN NAAB.
Eine multimediale Mitmach-Station markiert den Übergang zum folgenden Ausstellungsbereich, der kulturhistorischen Themen und Aspekten der Gegenwart gewidmet ist. Eine Probierecke lädt dazu ein, extreme Schuhkreationen anzuprobieren. Dazu erklingen berühmte Schuh-Songs, wie z. B. „These boots are made for walkin´“. Daneben können unterschiedliche Schuhtypen ertastet oder der Wandel der Schuhmode im Spiegel der Kunstgeschichte nachvollzogen werden. Ein weiterer Bereich präsentiert Pop-Ikonen, wie Coco Chanel, Twiggy oder David Bowie, die mit ihrem Stil bestimmte Schuhmodelle berühmt gemacht haben. Daneben sind „Promi-Schuhe“ aus dem Besitz von bekannten Personen zu sehen.
Zum Ausklang des Museumsrundgangs werden einerseits globale Fragestellungen des 21. Jahrhunderts beleuchtet: die Krise des Einzelhandels, Fabrikation in Billiglohnländern, Schuhe als Massen- und Wegwerfprodukte. Andererseits werden deutsche Traditionsunternehmen vorgestellt, die sich bis heute erfolgreich am Markt behaupten können, wie JOSEF SEIBEL, KENNEL & SCHMENGER oder GABOR, und die exklusive Nische der Maßschuhhersteller. Mit der Vorstellung des International Shoe Competence Center (ISC Germany) und der Deutschen Schuhfachschule (DSF) in Pirmasens richtet sich der Blick auf die Fachausbildung und auf die Herausforderungen der Schuhwirtschaft in der Zukunft.